„Ich möchte Frauen sichtbar machen. Noch viel sichtbarer, als sie es bisher waren, oder sich selbst gemacht haben. Ich finde es ungemein wichtig, dass Frauen selbstbewusst werden, sodass es für sie und die Welt selbstverständlich wird, dass wir uns die Macht und die Verantwortung 50 zu 50 teilen“, hörte ich die Modedesignerin Anja Gockel im NDR-Info Radio sagen.
Coole Aussage, die mich anspornte, meinen Elevator-Pitch „Frauen schön und stark machen“ zu überdenken, denn nach dem flotten Statement stammele ich ungelenk „damit sich alle mit ihren Kompetenzen einbringen können und die Welt besser machen“ hinterher, was noch nicht mal in meinen Ohren fluffig klingt. Das ist ironisch, denn obwohl ich viel dafür unternehme, Frauen stark zu machen, mangelt es mir offensichtlich an Selbstbewusstsein, auf den Tisch zu hauen und lautstark die uns zustehenden 50 % der Macht und Verantwortung zu fordern.
Ohne Hashtags wie „bodylove“ bin ich unsichtbar
Als ich 2014/2015 meine Körperakzeptanz-Kolumne „Abschaffung der Problemzonen“ für stern.de schrieb, erlebte ich Hater und Shitstorms, noch bevor diese Begriffe in aller Munde waren. Ich weinte viel, denn die böswilligen Kommentare verletzten und beschämten mich. Es brauchte Jahre, bis ich mich wieder öffentlich zu Körperakzeptanz äußerte – auch wenn dieser Wert Grundlage aller meiner Angebote ist. Doch leider weiß das niemand. Die Hater hatten mich mundtot gemacht. Ich lehrte in der flauschigen Näh-Nische des Internets, wie frau durch gut passende Kleidung stark und schön wird, aber vermied Hashtags wie #bodylove oder #selflove, die mich angreifbar machen konnten.
Aber ich will meine Botschaft in die Welt bringen. Ich will Problemzonen abschaffen. Ich will nicht nur alle Frauen sichtbar machen, sondern auch selbst sichtbar sein!
Ohne „Ich“ – keine Meinung
Weil mir Schreiben mehr liegt, als mich auszuziehen, gönnte ich mir zum Neustart meiner Körperakzeptanz-Bloggerinnen-Karriere einen Kolumnen-Workshop. Gute Idee, denn schnell war klar, was meine Texte schwächt: als Sachbuch-Autorin versteckte ich mich hinter sorgfältiger Recherche. Straighte Thesen, ja gerne – doch nur, wenn sie gründlich belegt und vorsichtig genug formuliert sind, damit mir niemand ans Bein pinkeln kann.
Sichtbar sein und auf den Tisch hauen geht aber nur, wenn ich mich nicht davor fürchte, angepinkelt zu werden. Kommentare, die von Fettfeindlichkeit und Frauenhass motiviert sind, werden blockiert, damit Hater mich nicht erneut mundtot machen. Ich habe eine Botschaft! Ab jetzt werde ich mich auf Mastodon nicht mehr hinter „FrauCrafteln“ verstecken. Folgt meikerenschbergner.norden.social und teilt, was ich zu sagen habe. Suchmaschinen, hier bin ich: Ich schreibe, um Frauen schön und stark zu machen, damit wir sichtbar werden und die uns zustehenden 50% übernehmen können, um die Welt besser zu machen. Den fluffigen Elevator-Pitch dazu überlege ich mir später.
Tolle Idee. Sehe ich genauso
Danke, das freut mich sehr!
Hallo Meike,
ganz meine Meinung! Aber auch ich verstecke mich in Diskussionen hinter Büchern und Zeitschriften, die ich zum Thema gelesen habe. Ich kann Deine Vorsicht gut nachvollziehen und wünsche Dir die Kraft die Öffentlichkeit zu ertragen.
LG Gabi
Danke für deinen Kommentar und die guten Wünsche! Viele Grüße Meike