Wir hängen unserem Buch-Terminplan um ca. 20 Tage hinterher. Eigentlich hatten wir den ersten „Fremd-Leserinnen“ versprochen, den Text Mitte November zu übergeben. Ich finde es wichtig, dass noch mal jemand von draußen draufschaut – weniger wegen der Tippfehler, sondern vielmehr, weil wir wirklich betriebsblind sind und nicht mehr merken, wo es Wiederholungen gibt, die langweilen oder nerven. Wir hatten uns ganz bewußt drei Frauen rausgesucht, denen wir den Text geben wollten und natürlich ist dieser Moment wahnsinnig aufregend, wenn zum ersten Mal jemand anderes draufschaut.

Als wir endlich so weit waren, den Text herauszugeben, bekamen wir das Feedback, dass unsere verspätete Übergabe wenig gelegen kommt. Genauer gesagt: vor Weihnachten wird das nix! Verdammt. Vor Weihnachten hätte es aber werden müssen, damit das Buch rechtzeitig zur Druckerei kommt, um am 20.1. zu erscheinen.

Ich war verdammt schlecht gelaunt, als mir das klar wurde.

Zack, setzte bei mir ein Projektmanagement-Modus ein. Wen könnten wir alternativ fragen? Wer hat Zeit? Wer passt? Wie groß muß der Sack voll Geld sein, um jemand dazu zu bekommen, vor Weihnachten alles stehen und liegen zu lassen?

Meine kluge Lektorin, Verlegerin und Freundin Constanze hatte zwar auch keinen kurzen Schockmoment, aber dann siegte ihr Edelmut: „Die Zeiten sind anstrengend genug,“ sagte sie. „Wir sollten alle vielmehr Verständnis mit uns haben.“

Als diese Botschaft bei mir langsam sickerte, wurde mir klar, wie recht sie damit hat. Ey, ein Erscheinungstermin ist keine Herz-OP. Die Welt wird nicht untergehen, wenn „Abschaffung der Problemzonen“ 2 Monate später das Licht der Welt erblickt. Es gibt ohnehin im Vorfeld noch jede Menge zu tun!

Ich war tagelang echt grummelig ob der Verschiebung. Ich hatte mich doch so angestrengt. Aber es nützt auch nichts, ein so großes Projekt wie ein Buch, übers Knie zu brechen. Ich bin sicher, unsere Korrekturleserinnen werden wertvolles Feedback für uns haben, um das Buch besser zu machen. Also übe ich mich nun darin, für uns alle vielmehr Verständnis zu haben.